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Donnerstag, 21. April 2011

Feuer am Dach - bei Photovoltaikanlagen

Der Bundesfeuerwehrverband soll feststellen, welche Gefahren wirklich durch Photovoltaikanlagen drohen - Nicht viele, laut Photovoltaik Austria

Bei einem Brand eines Hauses mit Photovoltaikanlage (PV-Anlage), lassen die Feuerwehren das Gebäude kontrolliert abbrennen. Das suggerierten viele Medienberichte im vergangenen Jahr vor allem in Deutschland. Kein Einsatzleiter könne es verantworten, seine Mannschaft in solch ein Brandobjekt zu schicken. Der Grund: Eine Photovoltaikanlage ließe sich vor allem bei Tageslicht nicht komplett spannungsfrei schalten. Die Einsatzkräfte wären einer ständigen Gefahr durch Strom ausgesetzt.

Der Präsident des Interessenverbands Photovoltaik Austria, Hans Kronberger, widerspricht den Medienberichten nicht nur, sondern nennt sie in einer Aussendung sogar "Zeitungsenten". Die Falschmeldungen wären nichts anderes, als eine Möglichkeit für Zeitungen und TV-Stationen das nachrichtliche Sommerloch zu füllen. "Wenn Feuerwehren Häuser mit Spannungen von bis zu einem Kilovolt abbrennen lassen müssten, dann dürften sie auch keine Trafos löschen", sagt Kronberger.

"Machen wir auch nicht", erwidert Martin Mittnecker vom Burgenländischen Landesfeuerwehrverband. Immerhin sei ein Trafo in einem Häuschen untergebracht. Die Aufgabe der Feuerwehr sei es nur, eine Brandausbreitung zu verhindern. Die Medienberichte seien aber trotzdem überzeichnet. "Wir dürfen von Gesetzes wegen keine Wohnhäuser einfach abbrennen lassen", sagt Mittnecker. Trotzdem gebe es Gefahren für die Feuerwehren bei Brandeinsätzen mit PV-Anlagen.

Ausschuss des ÖBFV

Um diese Gefahren zu erheben und anschließend einzugrenzen oder sogar zu beseitigen, hat der Österreichische Bundesfeuerwehrverband einen Ausschuss einberufen. Martin Mittnecker hat den Vorsitz inne. Mit ihm nehmen sich noch spezialisierte Feuerwehrmitglieder und Vertreter der Brandverhütungsstellen der Thematik Photovoltaik an. Die Mitglieder sind alle im Elektronikbereich tätig, nur Mittnecker selbst ist Hochbautechniker.

Prinzipiell könne laut dem Ausschussvorsitzenden mit den üblichen Gefahren bei Einsätzen mit PV-Anlagen aber umgegangen werden. So hieß es im vergangenen Jahr, dass vor allem durch herabstürzende PV-Module, eine Gefährdung der Einsatzkräfte bestünde. "Das ist aber bei jedem Brandeinsatz der Fall", sagt Mittnecker. "Damit müssen wir umgehen können und weitreichend absperren." Außerdem sei bei den Löscharbeiten immer die Größe der PV-Anlage ausschlaggebend. "Ein paar Quadratmeter auf dem Dach eines Einfamilienhauses lassen sich sicher löschen", so Mittnecker. Anders schaue es aber bei einer Verbauung der Fassade aus.

Verbindungsdrähte würden schmelzen

Für ein Beispiel geht Mittnecker vom Extremfall aus: "Sagen wir, es brennt ein großes Gebäude, bei dem eine Fassadenseite komplett mit PV-Modulen verbaut ist. Wenn man dort eine Menschenrettung mit einer Drehleiter durchführt, dann können die Einsatzkräfte den Sicherheitsabstand von fünf Metern nicht mehr einhalten und laufen Gefahr, in den Stromkreis zu geraten." Und immerhin würden solche Anlagen bis zu 1.000 Volt Gleichspannung produzieren.

Dem hält Kronberger von Photovoltaik Austria entgegen, dass die Verbindungsdrähte zwischen den Modulen nur einer Hitze von etwa 200 Grad Celsius standhalten könnten, "dann schmelzen sie einfach und die Anlage wäre spannungsfrei". Beruhigend ist das für Mittnecker aber trotzdem nicht: "Wir wissen ja nicht, wo diese freien Drähte dann liegen und ob es eine Erdung gibt."

Haus weiter unter Strom

Das bisher größte Problem bei PV-Anlagen ist, dass die Module am Dach bis zum sogenannten Wechselrichter, wo Gleich- in Wechselstrom umgewandelt wird, ständig unter Strom stehen. Nur die Leitung nach dem Wechselrichter lässt sich durch die Stromanbieter abschalten, da von dort weg eine Einspeisung ins öffentliche Netz erfolgt. Dieser Wechselrichter befindet sich aber in den meisten Gebäuden im Keller. Das bedeutet, dass das gesamte Haus weiterhin mit Strom versorgt werde.

In Deutschland machten sich Unternehmen deshalb daran, geeignete Sicherheitstechniken zu entwickeln. Eine so genannte BFA-Box (Brand-Fall-Abschaltung) soll die gesamte Hausanlage spannungsfrei stellen. Sie müsste aber in vielen Gebäuden erst nachgerüstet werden. Kronberger freut sich darüber, dass durch die Sicherheitsdebatte "hoffentlich ein neuer Markt entstanden ist", denn er unterstütze "jede Erleichterung der Feuerwehren". Nachsatz: "Auch wenn es nicht notwendig ist, sondern nur zur Beruhigung dient." Mittnecker würde sich aber eine ferngesteuerte Abschaltung wünschen, die zumindest die Verbindungen zwischen den Modulen unterbricht: "Dann müssten die Einsatzkräfte nur noch mit Spannungen von bis zu 120 Volt rechnen."

Gespräche mit Industrie

Viel diskutiert wird auch die Empfehlung, dass PV-Anlagenbesitzer eine freiwillige Meldung an die örtliche Feuerwehr abgeben und Pläne ihrer Anlage den Einsatzkräften zur Verfügung stellen sollen. Kronberger spricht von einem "relativen Unfug" und auch Mittnecker glaubt, dass mit steigender Anzahl der PV-Haushalte, die Papiermassen nicht mehr "handzuhaben wären". Sinnvoller wäre eine Kennzeichnung von Gebäuden mit einer Photovoltaikanlage. "Da müsste aber nicht jedes Einfamilienhaus ein Pickerl tragen, es wäre aber bei großen Gebäuden wünschenswert", sagt Mittnecker.

Die Sicherheitsfragen müssten aber für Kronberger zwischen der erzeugenden Industrie und den Einsatzkräften besprochen werden. "Das wird auch der Fall sein", verspricht Mittnecker. Nach dem Sommer sollen die evaluierten Gefahren für Feuerwehren mit der Industrie besprochen und an gemeinsam Lösungen gefeilt werden - "ohne die Entwicklung zu bremsen", so Mittnecker. (Bianca Blei, derStandard.at, 21.4.2011)


Dienstag, 19. April 2011

Brauchtumsfeuer - Empfehlungen des LFV

Vorsicht, Aufsicht und Umsicht bei Brauchtumsfeuern…

Bild: LFV/Fink

Empfehlungen aus Sicht des Landesfeuerwehrverbandes:

In der Praxis werden Brauchtumsfeuer oftmals ohne Zusammenhang mit religiösen Feiern auch zur Abfallentsorgung missbraucht und zu Zeiten entfacht, die keine anerkannten Brauchtumstage sind. Eine gesetzliche Verordnung legt je nach Feinstaubbelastung unterschiedliche Einschränkungen für die (steirischen) Gemeinden fest. Grundlage ist das Bundes-Luftreinhaltegesetz, das aber auch Sonderregelungen zugesteht. Den gesetzlichen Bestimmungen unbenommen, empfiehlt der Landesfeuerwehrverband:

Vorsicht.

  • Verwenden Sie nur trockene Pflanzenreste und unbehandeltes Holz – der Umwelt zuliebe. Kunststoffe wie Plastiksackerl, Kanister und Autoreifen, aber auch andere Abfälle haben im Osterfeuer nichts verloren.

  • Dringend empfohlen wird, wegen Rauch und Hitze, ausreichend Sicherheitsabstand zu Straßen, zu Gebäuden und Bäumen (Wald) einzuhalten und die Windrichtung zu beachten. Auf keinen Fall brandbeschleunigende Mittel zum Entzünden verwenden. (Sicherheitsabstand: mind. 50 Meter zu Gebäuden, mind. 100 Meter zu öffentlichen Flächen und Energieversorgungsanlagen, mind. 40 Meter zu Bäumen und Büschen).

  • Tiere schützen. Denken Sie daran, das Brennmaterial kurz vor dem Anzünden noch einmal umzuschichten, damit Ihr Osterfeuer nicht zur Flammenfalle für Tiere wird.

  • Strohballen können sich allein durch die Hitzestrahlung entzünden und sind deshalb eine gefährliche Sitzgelegenheit in der Nähe von Brauchtumsfeuern.

Aufsicht.

  • Offenes Feuer muss grundsätzlich beaufsichtigt werden. Es ist wichtig dafür Sorge zu tragen, dass sich das Feuer (z.B. auf trockenen Wiesenflächen) nicht unkontrolliert ausbreiten kann.

  • Passen Sie auch auf kleine Kinder auf – diese unterliegen schnell der Faszination des Feuers und unterschätzen oft die ihnen unbekannte Gefahr.

Umsicht.

  • Brennen Sie nicht zu viel Material auf einmal ab, vermeiden Sie gefährlichen Funkenflug.

  • Halten Sie eine Zufahrt für die Feuerwehr und den Rettungsdienst frei.

  • Sollte das Brauchtumsfeuer außer Kontrolle geraten, so zögern Sie nicht, sofort die Feuerwehr über Notruf 122 zu alarmieren. Die rund 50.000 Männer und Frauen in den steirischen Feuerwehren sind auch über Ostern rund um die Uhr einsatzbereit, um in Not und Gefahr zu helfen.